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Ist Sicherheit nur ein Gefühl, das wir selbst steuern können? Indonesier machen es uns vor ...


Anna fühlt sich bei ihrer Mama sicher (2008)

Von Stephie


Mit Sicherheit verbinden viele von uns die Vorstellung, dass einem nichts passieren kann. Wir fühlen uns geschützt. Daher können wir uns kaum vorstellen, dass sich unsere Situation schlagartig ändern kann. Besonders wir Deutschen sind Krisen wie in Indonesien (Erdbeben, Vulkanausbrüche ...) nicht gewohnt. Wir mögen keine Veränderung, wenn es sich um eine Verschlechterung handelt. Immer wieder höre und lese ich zur Zeit: "Am stärksten belastet uns die Ungewissheit". Doch das Verrückte ist, selbst wenn wir genau wüssten, der Lockdown ist dann und dann vorbei, wäre auch das nicht sicher. Trotzdem wären wir bei solch einer Nachricht auf einmal viel ruhiger. Um es vorweg zu nehmen: Sicherheit ist eine mentale Angelegenheit, denn glücklich ist nur derjenige, der sich auch sicher fühlt, unabhängig von äußeren Einflüssen.


Ganz im Moment zu leben gibt uns Sicherheit

Als ich einem Freund davon erzähle, dass ich Angst habe, meine finanzielle Sicherheit zu verlieren, reagiert er mit einem Schmunzeln. „Das kenne ich“, bestätigt er mein Gefühl, denn so seien wir nunmal erzogen, „Sicherheit ist aber ein ‚Urgefühl‘, mit dem man quasi auf die Welt kommt. Das heißt, man fühlt sich am sichersten, wenn man körperlich überhaupt nicht sicher sein kann, das ist ja das Paradoxe.“ Es ist ein psychologisches Basisgefühl, das – oft unbewusst – über Wohlsein und Unwohlsein mitentscheidet und indirekt menschliches Handeln beeinflusst. Später, wenn wir dann älter werden, bekommen wir das Gefühl von Sicherheit über die jeweilige Erziehung neu vermittelt. Und natürlich spielen unsere Erfahrungen auch eine große Rolle. Dann können wir uns zwar selbst zur Wehr setzen und brauchen keinen körperlichen Schutz mehr, haben aber das Gefühl, nicht sicher zu sein oder die bestehende Sicherheit zu verlieren. Dann sind wir Angst getrieben und unfrei.


Meiner Mutter war finanzielle Sicherheit sehr wichtig, bei ihr musste aber auch alles planbar sein. Doch selbst in der Zeit, in der ihr Job sicher war, machte sie sich Sorgen. Mein lieber Vater hingegen erlebte zwar seine Rente nicht, hatte sich aber zum Glück die meisten Wünsche schon zu Lebzeiten erfüllt. So leistete er sich mal einen teuren Wintermantel, mal eine teure Gitarre. Zum Unmut meiner Mutter versteht sich. Er hat sich sicher gefühlt, wenn er im Hier und Jetzt Musik gemacht hat.


Der Anblick von Uluwatu wirkt beruhigend

Doch zurück zu unserem Freund, der übrigens als Coach arbeitet: Er riet mir, mein Fundament zu ändern und ich sei glücklich, so hätte er es auch getan, denn letztlich sei alles eine Frage der Einstellung und Sicht auf die Dinge. Mir ist es inzwischen auch schon besser gelungen, denn warum soll ich vor etwas Angst haben, was wahrscheinlich nie eintreten wird. Die Angst davor, seine Sicherheit zu verlieren hindert einen daran, glücklich zu sein und sich frei zu fühlen. Besser höre ich auf meine Intuition und vertraue darauf, dass sie mir den richtigen Weg weist. Außerdem habe ich einen Zettel geschrieben, welche negativen Gefühle ich nicht mit ins neue Jahr nehmen möchte.


A'an vertraut dem Leben

In Indonesien heißt Sicherheit etwas ganz anderes als bei uns, das habe ich inzwischen von A’an gelernt. Dort lebt man ja ohnehin eher von Tag zu Tag, was wir uns gerade erst in Corona-Zeiten angewöhnen. Hast du heute Geld, dann gibst du es aus, ist heute viel zu essen da, dann lässt du es dir gut gehen. Außerdem haben die Menschen dieses Gottesvertrauen, das ihnen immer wieder hilft, Dinge, die sie nicht ändern können, anzunehmen. Manches wird als Prüfung verstanden, da muss man dann durch, denn schließlich wartet später ein besseres Leben auf einen. In A‘ans Dorf ist die Internetverbindung schlecht, deshalb hat er von der Grenzschließung gar nichts mitbekommen und macht sich auch keine weiteren Sorgen, ob wir kommen können oder nicht. Er lebt einfach im Hier und Jetzt und hofft das Beste für uns vier.



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