Es ist manchmal gut, die Sorgen so zu behandeln, als ob sie nicht da wären; das einzige Mittel, ihnen die Wichtigkeit zu nehmen.
Rainer Maria Rilke
Wer hätte noch vor drei Monaten gedacht, dass ein Virus die ganze Welt in Atem halten könnte - unvorstellbar. Dabei lieben besonders wir Deutschen es, Pläne zu machen und diese dann auch umzusetzen. Heute ist wirklich jeder zumindest von den Auswirkungen des Corona-Virus betroffen. Sei es, dass man seine Eltern nicht besuchen kann, dass man nicht in den Urlaub reisen kann oder die Kinder noch immer Aufgaben für die Homeschool machen müssen und von morgens bis abends und sogar am Wochendende am Schreibtisch sitzen statt sich mit Freunden treffen zu können.
Sehnsucht nach dem einfachen Leben
Es gibt aber auch die vielen positiven Seiten: Die Menschen sind insgesamt netter geworden, viele helfen sich gegenseitig, und das Leben ist allgemein ruhiger geworden. Statt von einem Termin zum nächsten zu hetzen, verbringen wir viel mehr Zeit in der Familie. Sehnten wir uns oft nach dem einfachen Leben und fanden es wie in unserem Fall in Indonesien, so ist unser tägliches Leben in Deutschland jetzt ebenfalls "einfacher" im positiven Sinne.
Sorgen, wie es weiter geht, machen wir uns trotzdem, denn irgendwie sehnt man sich dann doch nach der Normalität zurück, zumindest nach den schönen Seiten. Mal wieder ins Restaurant oder ins Kino gehen, seine Freunde treffen und nicht immer an die Ansteckungsgefahr durch den Virus denken. A'an macht sich hingegen Sorgen, wann er sich wieder mit seinen besten Freunden treffen und in seinem Touristen-Büro auf Gili Trawangan arbeiten und Geld verdienen kann. Da so viele Menschen im Tourismus arbeiten, hoffen sie, dass bald wieder Gäste kommen können. Und bis dahin leben sie in ihren Dörfern vom Eigenanbau und den Vorräten.
Das Leben ist ein Auf und Ab
Was hilft denn nun eigentlich, wenn man mal wieder so richtig festhängt? Ein anderer Spruch lautet: „Warum sich sorgen! Es wird wahrscheinlich NIE eintreten!“ Trost bietet auch die Zeit, denn nichts dauert ewig, nicht die Trauer, nicht die Sorgen, das Leben ist ein Auf und Ab. Nach Sonne kommt Regen, nach Regen kommt wieder die Sonne.
Man sollte sich auch nicht zu viel auf einmal zumuten, lieber in kleinen Schritten von Tag zu Tag denken, denn das kann man in der Regel auch bewältigen. Aus Erfahrung weiß ich, dass sich alles am richtigen Ort zur richtigen Zeit ergibt. Und wenn man gläubig ist, hilft das tägliche Gebet. Für alle anderen hat Abraham Lincoln ein simples Rezept: „Halte dir jeden Tag 30 Minuten für deine Sorgen frei und in dieser Zeit mache ein Nickerchen.“
Als ich meine alte Yogalehrerin bei einem Workshop nach einigen Jahren wiedergetroffen habe, habe ich ihr auch von unserer schicksalhaften Begegnung mit A’an erzählt, und dass wir ihn ins Herz geschlossen haben. „Hoffentlich kann er uns mal in Deutschland besuchen“, äußere ich zaghaft, woraufhin meine Yogalehrerin mir mit einem Lächeln in die Augen schaut und entgegnet: „Herzenswünsche gehen immer in Erfüllung - und wenn nicht jetzt, dann später!“
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