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Nur wer Abschied nimmt, kann neue Räume betreten z. B. mal länger auf Lombok leben …

Von Stephie


Warum tun wir uns eigentlich so schwer, uns von Personen, Arbeitsplätzen oder Gewohnheiten zu verabschieden? Wir neigen nun mal dazu, uns in unseren Komfortzonen mehr oder weniger gemütlich einzurichten, denn das gaukelt uns vor, dass alles unendlich andauert. Es ist die Angst vor der eigenen Endlichkeit, denn Abschied nehmen führt uns den Spiegel der Endlichkeit vor Augen.


Dabei kann man den Abschied auch anders betrachten: Man schließt eine Tür, um eine andere aufmachen zu können. Natürlich war auch dieses Mal der Abschied von A’an schwer, nachdem wir eine so schöne Zeit zu viert auf Lombok hatten. Ihn nicht mehr berühren zu können, tut weh, so hat es auch Anna beschrieben, nachdem wir es das letzte Mal am Flughafen konnten. Doch vor uns liegt ein halbes Jahr zu viert auf Lombok und das fühlt sich verdammt gut an.


Das letzte Mal an meinem Arbeitsplatz


Um diese Freiheit zu haben und mal einen neuen Job ausüben zu können, habe ich mich nun auch nach 23 Jahren von meinem Arbeitgeber getrennt. Am Morgen meines letzten Arbeitstages fuhr ich mit gemischten Gefühlen von zu Hause los (das letzte Mal dies, das letzte Mal das, 23 Jahre, so viele Gedanken) ... Und dann kam ich an meinen Platz - das letzte Mal - und war einfach nur baff, mein Herz hüpfte vor Freude, als ich den bunten Blumenstrauß sah, die Dekoration, so eine tolle Wortwolke mit Worten wie "gute Energie, tolle Schüler, kepuasan, Neuanfang ..." und dann das tolle Geschenk in unserem Lieblingsrestaurant, einfach nur baff und total happy, ich hatte ein Dauergrinsen im Gesicht. Mit den Kollegen, die mir gute Energie geben, bleibe ich weiter verbunden, die anderen werde ich bestimmt nicht vermissen.


Als ich losließ, hatte ich die Chance, mich zu verändern


Abschiednehmen bedeutet loslassen und Vertrauen haben. Bei Anna musste ich loslassen, als ich nach zwei Jahren wieder in Teilzeit arbeiten wollte. Ihre Tränen taten weh, aber ich habe nach vorn geschaut. Sie sollte wachsen im wahrsten Sinne des Wortes, denn auch das ermöglicht das Abschiednehmen. Manchmal fragt man sich aber auch, warum so früh. Als mein Vater mit 63 Jahren schwer erkrankte, war er noch nicht einmal im Rentenalter. Er verabschiedete sich im Krankenhauszimmer ganz leise, während meine Mutter und ich gerade über ein Thema diskutierten. Sein früher Tod riss mir den Boden unter den Füßen weg, doch als ich losließ, hatte ich die Chance mich zu verändern. Jörg und ich reisten in seine Heimat, ins ehemalige Ostpreußen, das heute zu Russland gehört, ich lernte die Sprache und befasste mich mit der russischen Kultur. Neue Türen öffneten sich und gaben mir das Leben zurück, ein neues Leben.


Es geht immer weiter, und wir selbst haben es in der Hand


An meinem ersten arbeitsfreien Tag werde ich mich mit meinem ehemaligen Kollegen treffen, der ein halbes Jahr vor mir das Unternehmen verlassen hat. Er studiert jetzt und macht sich als Bewusstseinstrainer und Motivator selbstständig. Er hat schon viele neue Türen geöffnet und ist darüber sehr glücklich. Ich habe jetzt endlich Zeit, solche Freunde zu treffen, meine Fortbildung am Goethe Institut die nächsten vier Monate zu beenden und weitere Schüler in Deutsch zu unterrichten. Und natürlich steht die Vorbereitung auf unser Projekt auf Lombok ebenfalls im Fokus. Auch A’an öffnet neue Türen, doch dazu mehr an späterer Stelle …


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