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Kulturknigge Indonesien mal anders: Worüber wundern sich Indonesier in Deutschland und umgekehrt? Teil 4

Von Anna und A‘an


Nur im Ausland realisiert man, was im eigenen Land anders ist und bekommt ein neues Kulturverständnis. Anna ist ein halbes Jahr auf Lombok zur Schule gegangen und war auch letztes Jahr dort, und A’an war das zweite Mal in Hamburg und hat insgesamt schon fünf Monate in Deutschland gelebt. In einem Gespräch unterhalten sie sich über die Dinge, die ihnen im jeweils anderen Land aufgefallen sind.


Mit den "Öffis" überall hin

Anna: Du bist das zweite Mal in Hamburg gewesen und bist auch sehr gern mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren.

A’an (lacht): Ja, ich mag gern mit der U-Bahn fahren oder mit dem Bus. Toll finde ich auch die Boote auf der Elbe, die in Hamburg Barkassen heißen. Man kauft ein Tagesticket und kann alles benutzen.

Anna: Ich finde Busfahren am besten, weil man nach draußen gucken kann und mal andere Teile der Stadt sieht.

A’an: Das ist mir eigentlich egal, Hauptsache bequem.

Anna: Auf Lombok gibt es diese Möglichkeiten ja leider nur sehr eingeschränkt, also fahren wir immer mit dem Roller oder Auto. Oder wir nutzen Grab-Taxis.

A’an: Genau, das ist komplett anders. Deswegen habe ich das Angebot in Hamburg so genossen.


Spazieren gehen in der Natur

Anna: Du magst auch die Natur in Hamburg gern. Erzähl mal davon.

A’an: Mir gefällt einfach die Mischung, man kann viel in der Stadt machen, ist aber auch schnell in der Natur. Und die ist mir eigentlich noch wichtiger.

Anna: Wir sind ja gleich am Tag nach der Ankunft zur "Boberger Düne" gefahren, wo wir auch Brombeeren gesammelt haben.

A’an: Ja, das war schön, die Wege sind einfach und trotzdem sieht alles sehr ursprünglich aus.

Anna (lacht): Du meinst, so wie auf Lombok, wo wir durchs Gestrüpp gegangen sind und den Wasserfall gesucht haben. Die Wege waren manchmal gar nicht zu erkennen und trotzdem mussten wir Eintritt zahlen.

A’an: Ja, das tut mir leid, aber es gab immerhin schöne Schmetterlinge.

Anna: Du weißt doch, dass es mir trotzdem gefallen hat.

A’an: In Deutschland ist es viel einfacher, in der Natur spazieren zu gehen, und die Temperaturen sind natürlich auch angenehmer. Außerdem liebe ich die frische Luft.


Manche Kinder in Hamburg und auf Lombok

Anna: Was denkst du eigentlich über Kinder in Deutschland?

A’an: Pauschal kann man das natürlich nicht beantworten, aber ich habe ja einige Erfahrungen im Kinder- und Jugendwerk Arche gesammelt. Wir haben die jüngeren Kinder von der Schule abgeholt, dann haben sie in der Arche kostenlos zu Mittag gegessen, und danach konnten sie spielen, Sport machen oder basteln. Es gibt dort so viele Möglichkeiten, Spielsachen und Geräte, aber trotzdem wussten die Kinder oft nicht, was sie machen sollen.

Anna: In Indonesien kann das nicht passieren, was ich so gesehen habe, sie spielen mit den Wellen oder bauen etwas aus Holz. Wenn sie einen Ball haben, sind sie super glücklich.

A’an: Genau das meine ich, auf Lombok kann man die Kinder sehr einfach bespaßen, aber in der Arche haben manche auch nicht gehört oder waren aggressiv, andere wiederum mussten dann weinen. Das war etwas anstrengend, aber es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dort die Erzieher zu unterstützen. Oft wollten sie mich nicht gehen lassen und riefen, A’an ich will nochmal fliegen. Dann hab ich das Kind hochgehoben und mich mit ihm schnell gedreht. Dann waren sie doch wie die Kinder auf Lombok.


Indonesisches Kulturfestival in Hamburg

Anna: Du hast dieses Mal auch viele Indonesier in Hamburg kennengelernt.

A’an: Einige kannte ich ja schon, aber durch die Veranstaltung "23 Jam Festival" kenne ich jetzt noch viel mehr. An zwei Tagen Anfang September gab es im Neuen Amt im Stadtteil Altona diverse Kulturauftritte z. B. Balinesische Tänze, Kunstwerke, Musikbands und indonesisches Essen. Ein in Hamburg bekannter Musiker kommt sogar von Lombok aus der Hauptstadt Mataram. Das hätte ich nicht gedacht, dass man sich in Hamburg kennenlernt.

Anna: Ich fand die Veranstaltung sehr toll und, dass das Publikum sehr gemischt war. Auch das Essen war super lecker.

A’an: Ich hab mich dort auch sehr wohl gefühlt.


Reichhaltiges Essen bei Einladungen

Anna: Am liebsten mag ich aber, wenn du Indonesisch kochst, vorausgesetzt es ist nicht zu scharf.

A’an: Danke, aber gar nicht scharf ist für Babys (lacht). Meine Tante kocht viel besser als ich, dafür haben wir auf Lombok noch mehr indonesische Gemüsesorten als hier.

Anna: Unsere Gäste hast du auch sehr beeindruckt. Klar, Mama und du standet lange in der Küche, aber dann waren nachher auf allen Tischen auf dem Balkon Köstlichkeiten: Satay Spieße, Gado Gado, Tempeh Goreng und so vieles mehr.

A’an: Für uns ist es ganz normal, die Gäste zu verwöhnen. Es ist immer gut, wenn noch was übrig bleibt.

Anna: Ja, deine Tante hat uns auch immer sehr großzügig bekocht, es gab viel mehr, als wir essen konnten.

A’an: Aber natürlich! In Deutschland hab ich dieses Mal viel mehr deutsches Essen probiert und auch Brötchen mit Marmelade zum Frühstück gegessen oder Rosenkohl mit Kartoffeln und Frikadellen zum Mittag. Bei manchen Kuchensorten musste ich ein bisschen wegen der Laktose aufpassen, weil ich die nicht vertrage, aber das alles schmeckt mir auch. Trotzdem ist Reis für mich am besten, um satt zu werden.


Mal eben ins Ausland fahren

Anna: Beim ersten Mal waren wir zusammen in Dänemark und jetzt auch in den Niederlanden.

A’an: Das finde ich so toll, man setzt sich ins Auto oder in den Zug und fährt in ein anderes Land. Das sind wir in Indonesien nicht gewohnt. Es ist schon was Besonderes, wenn man mal seine Insel verlässt. Die europäischen Länder unterscheiden sich sehr. Ich mochte das Flair in Amsterdam mit den vielen jungen Leuten besonders.

Anna: Das gefiel mir auch sehr gut.


Was für Preise!

A’an: Aber leider ist alles sehr teuer – sowohl in Hamburg als auch in Amsterdam. Manchmal ist die Qualität vom Essen im Restaurant noch nicht mal gut. Das finde ich schade, aber das Preisniveau insgesamt ist eben mit Lombok nicht zu vergleichen.

Anna: Genau, auf Lombok kann man super günstig essen gehen, aber es gibt auch wenig Arbeitsplätze und wenn, dann verdient man in der Regel sehr wenig. Für uns ist es natürlich gut, wenn wir im Urlaub wenig für das Leben ausgeben müssen. Aber dafür sind halt die Flüge teuer.

A’an (nachdenklich): Ja, das ist ein schwieriges Thema. Kochen wir am besten selbst und gehen in der Natur spazieren.

Anna: … und pflücken Brombeeren und Äpfel vom Baum.

A’an: Genauso 😊


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