Von Stephie
Der Monat, den wir letzten Sommer auf Lombok verbracht haben, hat uns so gut gefallen, dass wir alles am liebsten für immer festhalten wollten: Annas Schule, die Freunde, das schöne Wetter, einfach alles. Dann kamen wir im März dieses Jahres zurück und alles war ganz anders. Anna musste die Schule nach einem Tag verlassen, da sie aus Deutschland kam, wo Corona viel stärker verbreitet war als in Indonesien zu der Zeit. Die Schulleiterin war auf Bewerbungstour in Europa, und Anna konnte einige ihrer Freunde nur kurz privat treffen. Und dann erfuhren wir auch noch, dass ihre beste Freundin nach Dänemark zurückkehren würde. Auch bei meiner und Jörgs Arbeitsstelle hat sich viel verändert, und man muss sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. Nicht zuletzt können wir nicht nach Bali und Lombok, da die Grenzen noch immer gesperrt sind. Das alles sind Veränderungen, die tagtäglich von außen auf uns einwirken.
Und dann gibt es noch die Veränderungen, die wir selbst herbeiführen könnten. Doch häufig nehmen wir lieber Zwänge und Unglücklichsein in Kauf, als wirklich etwas in unserem Leben zu verändern. Immer wieder gibt es das Phänomen, dass Menschen nur dann etwas ändern, wenn sie wirklich nicht mehr anders können. Sozusagen mit dem Rücken an der Wand stehen. Davor gab es aber oft einen langen Leidensweg.
Warum nehmen wir einen langen Leidensprozess in Kauf?
Natürlich ist das, was man hat, einschätzbar, auch wenn es noch so unliebsam ist bzw. geworden ist. Das Bekannte scheint besser zu sein als alles Unbekannte, weil ich weiß, wie ich handeln muss, wie ich mich schützen kann … Und niemand kann mir wirklich garantieren, dass es besser wird; es könnte ja sogar noch schlechter werden! Es ist nunmal nicht so leicht, aus seiner „Komfortzone“ herauszukommen. Und dann begegnet man immer wieder Leuten, die alles aufgegeben haben, um zum Beispiel eine Weltreise zu machen. Aber das sind eben andere Mentalitäten, kann man sich herausreden. Gestern habe ich mit einer Kollegin telefoniert, die mir ganz erleichtert erzählte, sie müsse nur noch drei Monate dort aushalten. Ihre selbst gewählte Zukunft sei zwar ungewiss, aber sie lasse sich jetzt einfach überraschen.
Oft malen wir uns das Schlimmste aus
Das Risiko oder der Preis, den wir zahlen müssen für etwas Neues, erscheint uns oft zu hoch. Wir Menschen neigen dazu, uns das Schlimmste auszumalen. Ja, wir sind sehr gut darin, Risiken und Gefahren vorwegzunehmen und uns auf das Schlimmste gefasst zu machen. Deshalb hört man jetzt in der Corona-Zeit auch immer öfter Sprüche wie „naja, Fernreisen wird man wohl in Zukunft nicht mehr machen können“ oder noch besser „Das Leben wird wohl jetzt für immer so bleiben mit den Einschränkungen“. Der Glaube, dass es besser wird, steht sehr oft hintenan. Lieber bleiben wir also bei den altbekannten Leiden als bei unbekannten Risiken.
Daran wird deutlich, wie stark wir auf Widerstände und Unannehmlichkeiten fixiert sind. Die möglichen Vorteile und Chancen werden dabei gar nicht wahrgenommen. Und wenn wir die Vorteile sehen, haben wir Angst davor, dass es vielleicht doch noch anders kommen könnte. Dann hätten wir im schlimmsten Fall ja nicht mal mehr unsere Hoffnung auf ein besseres Leben. Vor einer solchen Enttäuschung wollen wir uns definitiv schützen.
"Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert."
– Albert Einstein
Doch wie kommt man aus diesem Hamsterrad am besten heraus?
5 Tipps, die einem die Angst vor Veränderung nehmen:
1) Der worse case: Manchmal hilft es zu fragen, was wäre das Schlimmste, das geschehen könnte? Wenn man sich mit diesem Gedanken einmal in Ruhe auseinander setzt, merkt man vielleicht, dass das Schlimmste, das durch die Veränderung passieren könnte, weniger Risiko und Gefahren birgt, als zunächst angenommen.
2) Bilder im Kopf: Wie fühlt es sich jedoch an, wenn ich an eine mögliche Veränderung denke. Sind diese Gedanken eher positiv oder negativ? Achte dabei besonders auf deine innere Stimme und blende aufkommende negative Gedanken und Sorgen sofort aus.
3) Die innere Einstellung: Es ist hilfreich, an sich selbst zu glauben. Mit Selbstvertrauen und Mut lässt sich die Angst vor dem Unbekannten besiegen. Interessanterweise ist Veränderung die einzige Konstante im Leben, sie ist quasi der Normalzustand, doch mit einer mutigen Einstellung kann man die gewünschten Veränderungen herbeiführen und muss sich nicht länger fremd steuern lassen. Es ist auch erlaubt, größer zu denken und zu träumen. Warum nicht auch mal nach den "Sternen" greifen!
4) Lernen aus der Vergangenheit: Mach dir mal bewusst, welche anderen Hürden du in deinem Leben bereits gemeistert hast. Wie hast du das geschafft? Was hat dir dabei geholfen? Bestimmt gab es im Vorhinein auch Bedenken und kritische Stimmen von außen, aber vielleicht bist du schon öfter deiner inneren Stimme gefolgt und hast damit Recht behalten. Vielleicht hast du auch bemerkt, dass ein Gedanke dich immer wieder anfliegt und das schon seit Jahren, dann kommt das sicher nicht von ungefähr und es lohnt sich, den Faden wieder aufzunehmen.
5) Kleine Schritte: Manchmal sind wir auch deswegen blockiert, weil auf uns die notwendigen Veränderungen zu groß und einschneidend wirken, was uns wiederum Angst macht oder uns als Ganzes überfordert. Oft braucht es gar nicht die ganz großen Veränderungen auf einmal. Bereits kleine Steine können einen Felsen ins Rollen bringen. Suche dir erstmal einen ersten kleinen Veränderungsschritt aus. Lege dir ganz bewusst ein möglichst konkretes Teilziel fest, das du als Nächstes angehen willst. Was setzt du als Nächstes um?
Fazit: Wir haben es selbst in der Hand, unser Leben aktiv zu gestalten und uns nicht permanent fremd bestimmen zu lassen! Bündeln wir also all unsere Kräfte und seien wir mutig, nur so überwinden wir die Angst, denn diese ist eigentlich das größte Hindernis!
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