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„Meine Welt ist bunter“ - Interview mit Anna (11) über frühe Mehrsprachigkeit

Anna, du bist schon früh mit Deutsch und Russisch aufgewachsen. Welche Vorteile hat das für dich?


Ich bin dadurch offen für andere Sprachen und Kulturen (z.B. wollte ich mit fünf Jahren wissen, welche Sprache man in Italien spricht und dort auch einige Wörter lernen). Dass ich mit zwei Jahren in einen russischen Kindergarten gekommen bin, ist für mich etwas ganz Besonderes. Da ich zweisprachig aufgewachsen bin, kann ich andere Sprachen wie Englisch und Indonesisch besser lernen. Außerdem ist meine Welt bunter, da ich nicht nur mit einer Kultur und Sprache aufwachse.


Was hat Russisch mit deiner Familie zu tun, deine Eltern sind doch beide Deutsche?


Mein Großvater kam aus Ostpreußen, durch den Krieg gehört der Teil jetzt aber zu Russland. Ich würde auch mal gerne meine Wurzeln kennenlernen. In der Hauptstadt von Russland fühle ich mich wie zu Hause, da ich das erste Mal mit anderthalb Jahren in Moskau war. Bis jetzt war ich schon acht Mal dort, und ein guter Freund aus Moskau ist mein Patenonkel geworden.


Das Besondere an dem russischen Kindergarten


Ich wurde dort streng, höflich und auch liebevoll erzogen. Das Essen wurde selber gekocht und ich habe es geliebt. Wir mussten mittags eine Stunde Mittagsschlaf machen – alle zusammen in einem selbst gebauten Hochbett - und danach haben wir Obst und was Süßes gegessen. Wir hatten verschiedene Unterrichtsfächer (z.B. Russisch und Musik), und in dem Fach Russisch habe ich sogar schreiben gelernt. Besonders toll fand ich die russischen Feste, weil sie bunt und fröhlich waren.


War es eigentlich schwer, die Sprachen auseinander zu halten?

Ich kannte ja nichts anderes, aber am Anfang habe ich beide Sprachen gemischt, da ist manchmal ganz schön Seltsames herausgekommen, und weder meine Erzieher noch meine Eltern konnten mich verstehen. Aber nach einem halben Jahr hab ich einfach im Kindergarten russisch und zu Hause deutsch gesprochen. Als ich in der Kindergartenzeit das erste Mal in Moskau war, hab ich mich allerdings gewundert, dass dort alle so wie in meinem Kindergarten sprechen (lacht).


Die Kindergartenzeit ist lange vorbei, jetzt gehst du noch einmal pro Woche in die russische Schule


Genau! Da ich zu Hause kein russisch spreche, ist es für mich eine gute Gelegenheit, in Übung zu bleiben. Man kann zwischen verschiedenen Fächern wählen, z. B. Russisch, Nähen und Musical. Außerdem sind wir dort wie eine große Familie. In der Musicalgruppe habe ich jede Woche für die Aufführungen geprobt. Den Text mussten wir auswendig können. Mit all den anderen zusammen das Musical aufzuführen, war ein schönes Gefühl.


Im Charlotte-Paulsen-Gymnasium besuchst du eine bilinguale Klasse, warum wolltest du das?

Beim Tag der offenen Tür haben uns zwei ältere Mädchen erzählt, wie toll es ist, in einer „Bili“-Klasse zu sein. Ganz langsam kommen immer mehr Fächer dazu, in denen auf Englisch unterrichtet wird, sodass man keine Angst haben muss, es würde zu schwer werden. Sie haben richtig geschwärmt, wie gut man später Englisch sprechen kann. Toll finde ich auch, dass wir in der siebten Klasse nach London fahren und in eine Gastfamilie kommen. Für mich ist die Welt sehr aufregend und voller Farben.


Vielen Dank, dass du uns das alles erzählt hast!


In unserem nächsten Beitrag geht es darum, wie wichtig es ist, von anderen bei unserem Projekt "Kulturaustausch Indonesien" unterstützt zu werden …

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