Es hat schon Vorteile, in einer Großstadt wie Hamburg zu wohnen, denn zumeist werden hier alle Bedürfnisse befriedigt – auch wenn sie noch so exotisch sind. Nachdem ich ein paarmal sprachlos in Indonesien war, weil mein Gegenüber kein Englisch konnte und meine Kenntnisse aus der Babbel App auch nicht mehr ausreichten, wollen wir die Sprache jetzt richtig von einem Lehrer lernen.
Leider bietet das indonesische Konsulat in Hamburg keine Kurse mehr an und auch die Volkshochschule hat Bahasa Indonesia nicht in ihrem Angebot. Eine Schule in der Nähe ist auf asiatische Sprachen, aber vor allem chinesisch spezialisiert, und die Kurse sind ziemlich teuer. Bei meinen Recherchen im Internet stoße ich auf Junita Tjandra. Sie wohnt im benachbarten Stadtteil, sodass ich sie per E-Mail frage, ob sie auch zu uns nach Hause kommen würde. Sie ruft mich gleich am nächsten Tag, und wir werden uns schnell einig. Jetzt starten wir mit Indonesisch sogar zeitgleich wie A’an mit seinem Deutschkurs, wenn das keine schöne Symbolik ist!
Bildung war ihrem Vater sehr wichtig
An einem Donnerstagabend erwarten wir Frau Tjandra zu einer Probestunde. Schon an der Tür überrascht sie uns mit ihrer lebendigen Art. Die ersten Begrüßungsfloskeln auf Indonesisch fliegen uns um die Ohren, wir haben keine Antworten parat und lachen gemeinsam mit der zierlichen kleinen Indonesierin. In dieser ungezwungenen Atmosphäre lassen wir natürlich auch das förmliche „Sie“ beiseite.
Seit dreißig Jahren lebt Junita in Deutschland. Ihr Vater hatte damals über seinen Job schon Beziehungen zu Deutschland und empfand eine gute Bildung für seine drei Kinder als äußerst wichtig. Die Familie zog nach Hamburg, Junita und ihre beiden Brüder machten Abitur und studierten hier. Nachdem sie lange als Architektin tätig war, arbeitet Junita heute in der Schiffsbau-Branche. „Indonesien Events“ ist ihr zweites Standbein. Darüber bietet sie neben Sprachkursen auch noch Kochen, Tanzen und Gamelan-Musik an.
Wir freuen uns schon auf die nächste Stunde
Schon am Telefon haben wir uns darauf geeinigt, nicht nach einem Lehrbuch vorzugehen, sondern erst einmal all die Wörter aufzuschreiben, die man braucht, wenn man sich einer Person vorstellen möchte. Jetzt kommen wir allerdings kaum hinterher, die ungewohnten Wörter ins Vokabelheft zu schreiben. Klar, dass wir uns erst einmal einspielen müssen. Auf jeden Fall gefällt uns die unkonventionelle Art, eine neue Sprache zu lernen. Am Ende der Stunde können wir schon kleine Sätze sprechen. Und wir wollen auf jeden Fall weiter machen: erst nur Jörg und ich, und später auch Anna, damit sie bei ihrem Schulbesuch auf Lombok noch besser zurechtkommt. Wir freuen uns schon auf die nächste Stunde.
Jeder kennt jeden über sechs Ecken und facebook-Nutzer sogar noch öfter. Wie verblüffend das manchmal ist, erzählen wir im nächsten Beitrag …
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