Nur zwei Monate, nachdem wir uns letzten Sommer voneinander verabschiedet hatten, fragt mich A’an, ob er bei unserem nächsten Besuch mit uns zusammen nach Deutschland kommen könne. Wenn er statt als Au Pair erst einmal als Besucher für rund zwei Monate kommt, kann er schauen, ob ihm Deutschland überhaupt gefällt, und seine Verwandten sind leichter bereit, ihn reisen zu lassen. Auch wenn A’an schon volljährig ist, gehört es zu seiner Kultur, mit der Familie zu sprechen und sich den Segen für eine gelungene Reise abzuholen. Schließlich war er noch nie so weit weg von zu Hause. In dem Beitrag "Mit Mut fangen die schönsten Geschichten an" haben wir schon darüber berichtet.
So vergehen die Monate mit dem Erstellen von Dokumenten und dem Austausch Gleichgesinnter, die ich über die sozialen Medien kennenlerne. Denn auch wenn die deutsche Botschaft in Jakarta auf ihrer Homepage alles sorgfältig zusammengetragen hat, ist nicht jede Beschreibung eindeutig. Besonders dem Einladungsschreiben sollte man große Aufmerksamkeit widmen, denn der Grund des Besuchs muss gut beschrieben sein. Und natürlich kann man seine Fragen auch per E-Mail oder Telefon an die deutsche Botschaft in Jakarta oder z. B. das Honorarkonsulat auf Bali stellen.
Keine Angst vor negativen Nachrichten
Ein Tipp aus eigener Erfahrung: Lasst euch nicht von Negativmeldungen im Netz verunsichern. Klar werden auch Visumsanträge abgelehnt, allerdings in den meisten Fällen genehmigt. Nur schreibt so gut wie keiner darüber, dass alles gut geklappt hat, nach dem Motto nur „bad news sind good news“. Aber es gibt natürlich Stolpersteine, die man kennen sollte: Wenn ein Indonesier versucht, aus eigenen finanziellen Mitteln die Reise zu stemmen, wird der Antrag manchmal abgelehnt, wenn diese nicht ausreichen. Deshalb ist es gut, einen Sponsor zu haben. Für A'an bin ich der Sponsor und habe beim Ortsamt eine Verpflichtungserklärung machen lassen. Damit ist die finanzielle Seite komplett abgedeckt. Ein anderer Ablehnungsgrund trotz Verpflichtungserklärung ist manchmal der mangelnde Rückkehrwille. Dafür ist der Nachweis einer Beschäftigung zum Beispiel wichtig.
Mit einem guten Gefühl in den Tag
Als A’an und ich mit einer umfangreichen Mappe zum Honorarkonsulat nach Bali reisen, sind wir ganz zuversichtlich, dass alle Unterlagen komplett sind. Am Abend vor dem Termin üben wir noch für das Interview, denn es ist wichtig, dass alle Antworten glaubhaft und authentisch ist. Erfreulicherweise darf ich sogar mit ihm zusammen ins Gebäude. Von meinem Sitzplatz aus kann ich beobachten, wie sich die Konsulatsmitarbeiterin ein Dokument nach dem anderen anschaut, abstempelt, beschriftet oder zur Seite legt. Das Interview findet auf Bahasa statt, und A’an kann alles gut beantworten, wie er mir hinterher erzählt. Insgesamt dauert der Termin ca. 45 Minuten. Nach zwei Wochen darf er als Antragsteller anrufen und sich nach dem Stand erkundigen. Wir haben beide ein gutes Gefühl und nutzen den Rest des Tages für Besichtigungen in der näheren Umgebung.
Hier findest du Infos zu der Frage: Was braucht man für ein Visum als Au Pair
P.S. Die am 17. März 2020 von den Staats- und Regierungschefs beschlossenen Einreisebeschränkungen in den Schengen-Bereich wird Deutschland - wie auch andere europäischen Staaten - zunächst bis zum 15. Juni 2020 weiter anwenden.
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