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Jeder Anfang voller Zauber: Der Deutschkurs auf Lombok beginnt

Aktualisiert: 18. Okt. 2020



Wie jede Blüte welkt und jede Jugend Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Aus dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse


Ich liebe diese Zeilen, weil es genau so ist. Das Leben verläuft immer in Wellenbewegungen, und es ist sehr ermutigend, dass nach einem Tiefschlag auch wieder die Sonne scheint. Aber auch, wenn man sich absichtlich einer neuen Situation stellt, liegt darin immer ein wahrer Zauber. Erkundet man zum ersten Mal eine neue Stadt, sucht man nach Wegen, man ist aufgeregt und wird vielleicht auch von einem tollen Gebäude überrascht. Das erste Date mit jemanden kann ein zauberhafter Anfang sein, man weiß nicht, wie man sich verhalten soll, alles ist ungewohnt und neu, als wäre man noch nicht lange auf der Welt. Frisch, frei, jung sind die Adjektive, die mir dazu einfallen.


Bessere Bedingungen, um Deutsch zu lernen


Dass der Deutschkurs endlich losgeht, ist für A’an eine große Freude. Immer wieder gab es Nachbeben in den letzten Wochen, sodass der Start des Kurses mehrfach verschoben wurde. Sollte er ursprünglich am 5. August beginnen – der Tag, an dem unser Freund sein Dach über den Kopf verloren hat – so hat er sich nur um vier Wochen verschoben. Ehrlich gesagt hätte ich das nicht vermutet, sondern damit gerechnet, dass A‘an erst Monate später anfangen kann zu lernen. Oft habe ich mir vorgestellt, wie es für A’an wird, wenn er morgens in dem großen Zelt aufwacht und zum Deutschkurs fährt, als wäre alles ganz normal. Das Zelt dient Dutzenden von Leuten aus seinem Dorf noch immer als Unterschlupf, doch ruhigen Schlaf bekommt man darin nicht. Jetzt hat A'an zum Glück seinen eigenen Bungalow, der ihm auch das Lernen erleichtern wird.


Aufregung ist bei einer neuen Sache immer dabei


„Ich bin so froh, dass es endlich losgeht“, schreibt mir auch Novy, die Deutschlehrerin und ich spüre ihre Erleichterung. Die Klasse besteht außer A’an noch aus zwei anderen jungen Männern, die in Deutschland studieren möchten. A’an hat vor Jahren zuletzt die Schulbank gedrückt, kein Wunder, dass er jetzt sehr aufgeregt ist. Es bedeutet ihm sehr viel, unsere Sprache zu lernen, und die Möglichkeit dazu, ist für ihn wie ein Geschenk Gottes. Der Zauber eines jeden Anfangs wird ihn ganz bestimmt berühren.


Die Kinder haben besonders unter den Folgen des schweren Erdbebens gelitten. Wie A’an sie wieder zum Lachen bringt, erzählen wir im nächsten Beitrag …

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