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Bali, Lombok, Südafrika: Einblicke in das Tagebuch eines treuen Freundes

Aktualisiert: 19. Jan. 2020



Einträge von dem weltoffenen Stoffstieraffen Tutu


21. Mai 2016, Hamburg-Stellingen

Schon seit Tagen hänge ich in dem Souvenir-Shop von Hagenbecks Tierpark in Hamburg und schaue mir die Menschen ganz genau an. Die kleine Blonde mit den Zöpfen hätte fast nach mir gegriffen, doch dann entscheidet sie sich für meinen Nachbarn mit dem schwarzen Fell. Ich selbst habe braunes Fell mit einem weiß-grauen Gesicht. Und dann steht sie plötzlich vor mir, dieses Mädchen mit den hellbraunen Haaren, das mich mit glänzenden braunen Augen anlacht. Ihre Hand greift nach mir und einen Atemzug später finde ich mich in ihren Armen wieder. Die Mutter geht zur Kasse, und schon auf dem Weg zu ihrem Auto bekomme ich den Namen Tutu.


14. August 2016, Bali

In Ubud auf Bali wohne ich mit dem Mädchen in einem schönen Bungalow mit Pool. Die Eltern gleich nebenan. Wir machen Yogaübungen und Meditation im Lotussitz. Einen ganzen Tag verbringen wir im Affenwald. Oh, wie aufregend das ist. Eine Affen-Frau geht mir mit der Hand durch das Fell. Das kann doch nicht wahr sein, meine Tante Keyla. Sie guckt mich liebevoll an und freut sich: „Ach wie schön, mein König Tutu.“ Ich spiele noch wild in den Palmen und warte dann am Ausgang, wo ich meine Familie wiedertreffe.


17. Dezember 2016, Hamburg-Stellingen

In der russischen Schule von dem Mädchen spiele ich heute in einem Theaterstück mit. Ich bin ganz schön aufgeregt, obwohl ich eigentlich nur an der Hand von einem anderen Mädchen hängen muss. Mein Mädchen spielt einen Tierarzt, deshalb untersucht sie mich auch. In dem Stück reisen wir um die Welt und am Ende sind alle glücklich. Aber russisch verstehe immer noch nicht. Übrigens hab ich sogar mal eine Woche in der russischen Schule in einer Kiste mit anderen Stofftieren verbracht. Ich dachte schon, ich muss für immer dort bleiben.


30. Juli 2017, Bali und Gili Air

Jetzt bin ich schon das zweite Mal auf Bali, weil die Mutter von dem Mädchen bei der ersten Reise krank war, und jetzt auch mal gesund auf der Insel sein wollte. Das war wohl im Nachhinein eine gute Entscheidung, sonst hätte das Mädchen nicht diesen netten jungen Indonesier kennengelernt. Naja, jedenfalls fühle ich mich in Indonesien wieder sauwohl. Nach dem Schlafen setzen die mich im Hotel immer mit den anderen Kuscheltieren von dem Mädchen so hübsch auf das Bett, da fühle ich mich als König Tutu richtig gut behandelt.


4. April 2018, Südafrika

Die letzte Nacht in Südafrika haben wir alle in einer Wohnung am Meer verbracht. Ich schlafe mit dem Mädchen in einem Bett. Morgens bin ich irgendwie noch super müde und kuschle mich unter die Bettdecke. Dummerweise bin ich mutterseelenallein, als ich wieder aufwache. Ich reibe mir die Augen und suche in der ganzen Wohnung nach dem Mädchen und ihren Eltern. Haben die mich etwa vergessen? Etwas später kommt eine Frau mit Eimer und Lappen. Ihre Hand greift nach mir, und kurz darauf liege ich auf dem Tresen. Die Tage danach sind ein einziger Alptraum. Eng umhüllt liege ich in einer Papiertüte. Ich kann nichts essen und trinken, höre ab und zu Stimmen. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr habe ich das Gefühl, sterben zu müssen. Schließlich falle ich in einen tiefen Schlaf und wache erst auf, als ich ein lautes Geräusch höre, so wie wenn Papier zerrissen wird. Auf einmal wird es richtig hell. Und als ich das Gesicht des Mädchens erkenne, glaube ich zu träumen. Sie lacht ganz laut und reißt mich in ihre Arme. „Da bist du ja endlich, mein lieber Tutu.“ Ich bin tatsächlich wieder zu Hause, oder träume ich doch nur?


23. Juli 2018, Lombok

Ich bin das erste Mal auf der Insel von dem jungen Indonesier, den die Familie meines Mädchens jetzt schon ein Jahr kennt. Sie finden ihn so nett, dass sie davon reden, ihn als Au Pair oder so nach Hamburg einzuladen. Mir gefällt er aber auch, er lacht so viel und spielt auch mit mir. Ich liebe all die tropischen Pflanzen. Es gibt sogar Bananen im Garten. Und an einem Wasserfall treffe ich schon wieder entfernte Verwandte. Am letzten Tag hänge ich die ganze Zeit am Hals des jungen Mannes, bis wir uns verabschieden müssen. Das Mädchen weint später ganz doll, aber ich versuche sie zu trösten. „Ach Tutu“, sagt sie, „hoffentlich überstehe ich das Jahr, bis wir wieder hinfliegen.“


15. Juli 2019, Hamburg-Marienthal

Durch all die Reisen habe ich einige offene Stellen am Fell, was auf Dauer etwas unpraktisch ist. Und es sieht auch nicht gut aus. Deshalb gehe ich mit dem Mädchen ins Nähstudio um die Ecke. Nach ein paar Tagen liegend in einem Körbchen wird an mir Hand angelegt. Das tut aber zum Glück nicht allzu doll weh. Als mich das Mädchen wieder abholt, drückt sie mich an ihre Brust und sagt: „Wow, siehst du toll aus König Tutu, so kannst du auf jeden Fall mit nach Lombok fliegen.“ Ich freue mich so sehr, ein Monat in Indonesien. Wir wohnen alle in einem Haus zusammen mit diesem netten jungen Mann, hab ich gehört, der jetzt auch ein bisschen Deutsch spricht. Ich bin schon ganz aufgeregt, dass es endlich wieder losgeht. Mal sehen, welche Abenteuer ich dieses Mal erlebe …


Euer König Tutu, auch genannt Raja Tutu

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