Wer als Tourist nach Lombok kommt, freut sich über helle Strände, imposante Wasserfälle und die Gastfreundschaft der Einheimischen. Doch leider gibt es auch die andere Seite von Lombok, wo Menschen in Armut leben und Kinder schon früh Verantwortung für ihre Familie übernehmen müssen. Sie vermissen Zuwendung und sind sowohl emotional als auch körperlich schlecht versorgt. Gerade für sie ist es ein Segen, dass es die Kinderoase Lombok gibt. Denn dort können sie spielen, lernen, malen, gärtnern und einfach Kind sein. Die Jugendlichen machen sich am Computer fit, erwerben handwerkliche Fähigkeiten und lernen alles über ausgewogene Ernährung und Kochen. Viele wollen eine Ausbildung machen oder studieren und werden in der "Oase" darauf vorbereitet.
Wir haben mit Inge über die Hintergründe gesprochen und wie man selbst helfen kann. Sie kommt ursprünglich aus Deutschland, lebt aber schon lange auf Lombok und ist dort mit einem Indonesier verheiratet.
Inge, wie kam es zu der Idee, die Kinderoase zu gründen?
Nachdem die Situation für die hiesige Bevölkerung durch eine lang anhaltende Arbeitslosenwelle seit dem Jahr 2000 immer schwieriger wurde, haben wir 2005 zu Dritt die Kinderoase gegründet. Mein Mann Ade Kusuma, unser Freund Ketut Panca und ich waren sehr besorgt über die mangelnden Ausbildungsmöglichkeiten und die schlechten Lebensbedingungen besonders der Kinder.
Unsere Idee war es, Unterstützung zu leisten, um aus der Armutsschleife herauszukommen: durch mehr Bildung, die Vergabe von Schulstipendien, bessere Gesundheit und ein besseres soziales Zusammenleben der Kinder. Nach einem Pilotprojekt in unserer Nachbarschaft und der Suche nach einem geeigneten Ort sowie finanzieller Unterstützung bauten wir dann 2007 die heutige Kinderoase in Jagaraga auf.
Zusätzlich zu dem Ort, wo die Kinderoase liegt, gibt es eine Wohngemeinschaft für junge Erwachsene. Wann hat die „Arbeit“ dort begonnen?
Das war 2013, als acht junge Leute, die sich auf ein Studium vorbereiten wollten, zum ersten Mal bei uns einzogen. Drei Jahre lang haben wir sie auf das Studienleben vorbereitet und ihnen wichtige Kompetenzen vermittelt, bis sie dann an ihre Studienorte gingen. Inzwischen haben zwei von ihnen ihr Studium abgeschlossen. Das war sehr berührend.
Was sind die schönsten Momente in der Kinderoase?
Wir haben regelmäßige Programme wie Lerngruppen und realisieren außerdem immer wieder Projekte. Wenn die Kinder sie gut annehmen und mit viel Spaß und voller Eifer die tollsten Dinge zustande bringen, das sind einfach die schönsten Momente, das Glück und der Stolz, der aus ihren Augen spricht, sind so schön anzusehen.
Den Geburtstag der Oase, ein zwei-tägiges Fest, wenn nicht gerade Corona ist, gestalten die Kinder komplett selbst. Alles ist voller Überraschungen. Am ersten Tag gibt es dann vier Stunden lang tolle, selbst erfundene Spiele: Die Kinder tollen glücklich herum, messen ihre Kräfte, sind albern und feiern. Am zweiten Tag findet vier Stunden lang ein Bühnenprogramm statt, wo jedes Kind allein oder in der Gruppe etwas aufführt. Das sind beeindruckende Tage, wo man staunt, was die Kinder alles gelernt haben.
Und die Schattenseiten?
Die traurigen Momente sind die, wo ein Kind sich ausspricht und von seinen Nöten erzählt, wenn es keinen Ausweg mehr weiß. Wenn man dann nicht helfen kann, ist das sehr bedrückend. In ihrem Leben, und damit auch in meinem, gibt es sehr viele traurige Momente, deshalb üben wir, die schönen Momente auch bewusst zu machen und zu genießen! Gerade ist es leider auch wieder mal traurig, da es einem Mitarbeiter sehr schlecht geht und wir nicht wissen, ob er wieder gesund wird, und wie wir ihm helfen können.
Bestimmt erschwert Corona noch zusätzlich die Situation …
Auf jeden Fall! Seitdem ist es gerade für die Kinder sehr belastend. Sehr viele Eltern und ältere Geschwister haben in der Tourismusbranche gearbeitet und sind seit einem Jahr ohne Einkommen. Und andere Arbeitsplätze gibt es nur wenige. Dadurch ist es schwer, sich über Wasser zu halten. Die Kinder sind der schlechten Laune und dem Stress der Eltern ausgesetzt, gehen seit einem Jahr nicht zur Schule, haben Langeweile, und die älteren sind besorgt, dass sie nun gar keine Chance auf eine Arbeitsstelle haben werden. Alles stagniert oder wird sogar noch schlechter.
In der Oase machen wir mit verdoppeltem Personal Überstunden, um in Kleingruppen noch ein Minimum an Struktur in das Leben der Kinder zu bringen: ein wenig Unterricht, basteln, nähen, schnitzen, Musik machen, wir machen das, was unter den gegebenen Umständen geht. Wir öffnen jetzt sogar an fünf Tagen die Woche, an manchen Tagen sind wir elf Stunden für die Kinder da, um ihnen die Möglichkeit zu geben, in einer sicheren Umgebung einige Freunde zu treffen und zumindest in den Hauptfächern noch etwas weiter zu kommen.
Hut ab vor eurem Engagement und danke / terima kasih für das Gespräch! Wie kann man euch und die Kinder selbst unterstützen?
Jeder, der die Oase unterstützen möchte, kann das mit einem Beitrag ab 15 Euro im Monat tun:
Bankverbindung:
Freunde der Kinderoase Lombok e.V.
KD Bank Konto: 1015125019 BLZ: 35060190 IBAN: DE09 3506 0190 1015 1250 19 BIC: =GENODED1DKD= Verwendungszweck: Spende Yayasan Anak Oasis
Alle Bilder stammen von der Facebook-Seite der Kinderoase Lombok
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