Von Stephie
Zum ersten Mal erleben wir die Ramadan Zeit hautnah auf Lombok. Zugegeben ich habe etwas Respekt davor, denn die Fastenzeit im Islam ist sehr viel härter als bei uns Christen. Weder trinken noch essen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang sind im Ramadan erlaubt. Und alle, mit denen ich spreche, sagen, dass der Verzicht auf das Trinken das Härteste sei, besonders bei tropischen Temperaturen um die dreißig Grad.
Den Fastenmonat verbringt A’an hauptsächlich mit seinen Verwandten in seinem Dorf, was wir natürlich respektieren. Auch wollen wir uns kein Urteil über Sinn und Unsinn erlauben. Aber mein Mitgefühl kann ich trotzdem nicht unterdrücken. Besonders wenn A’an trotzdem so manche Tage mit uns verbringt und mit uns auf dem Markt einkauft und sogar kocht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Er möchte uns trotzdem helfen und kommt schon am zweiten Fastentag zurück, als er erfährt, dass Anna Fieber hat. Er fährt sie später in die Klinik und das Fieber geht am Abend zurück. Wir unternehmen kleine Ausflüge, die ihn nicht zu sehr erschöpfen.
Wir gehören zu A’ans Großfamilie
Wir gehen gerne diese Kompromisse ein und überlegen jedes Mal, was geht mit A’an und was geht nicht. Wir besuchen das islamische Zentrum, liegen auf einer Wiese am Meer oder fahren zu einem Aussichtspunkt über Mataram. Immer wieder sagen wir, hier müssen wir nach Ramadan nochmal hinfahren und zusammen essen. Klar, dass man sich zum Ende der Fastenzeit besonders danach sehnt.
Und genau das passiert sogar noch in der Fastenzeit, als wir von seiner Tante zum Fastenbrechen in sein Dorf eingeladen werden. Alle sitzen im Kreis auf dem Boden, der liebevoll mit Leckereien wie Satay-Spießen, Gado-Gado, Reis, Mais, Kuchen und „Es buah“ (eine süße Obstspeise) gedeckt ist. Ein kurzes Gebet und alle fangen zufrieden an zu essen. Den Muezzin habe ich gar nicht gehört, der dazu aufruft, das Fasten zu brechen bis zum nächsten Sonnenaufgang. Wir fühlen uns geehrt als Nicht-Muslime und Ausländer dabei zu sein, denn schließlich ist A’ans ganze Verwandtschaft gekommen. Doch inzwischen haben auch sie uns als Teil der Gesamtfamilie angenommen und besonders Tante und Vater mögen uns sehr.
Ostern im Ramadan ist ganz besonders schön
Das Osterfest ist dieses Mal inmitten des Ramadans. Morgens besuchen wir den Gottesdienst in einer sehr schönen katholischen Kirche, und danach erwartet uns A’an schon bei uns zu Hause.
Traditionell verstecken wir Ostersachen im Garten, doch dieses Mal ist wegen der Hitze nichts aus Schokolade. Zum ersten Mal ist A’an dabei und freut sich, die kleinen Pakete an schwierigen Verstecken verschwinden zu lassen und sich auf die Suche zu begeben. Da wir zu Viert sind, dauert es richtig lange, und am Ende packen wir alle glücklich unsere Geschenke aus.
Die Menschen auf Lombok sind anderen Religionen gegenüber sehr tolerant und respektvoll, das macht sie aus und genau das lieben wir so an ihnen. Übermorgen ist Idul Fitri (in Deutschland bekannt als Zuckerfest). Wir haben sogar Geschenke von unserer lieben Freundin Novy Suryani bekommen, denn wir sollen schließlich die ganze Tradition kennenlernen. Und A’an bekommt auch ein schönes Geschenk von seiner deutschen Familie.
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