Mir gehen die schrecklichen Bilder vom Erdbeben (5. August 2018) nicht mehr aus dem Kopf. Und auch Jörg und Anna sind bestürzt und traurig. Die Zahlen in den Nachrichten steigen jeden Tag weiter. Über 300 Tote, mehr als 1.000 Verletzte und rund 270.000 Obdachlose. Man fühlt sich so hilflos. Von Novy weiß ich, dass sie inzwischen zurück in Mataram ist und von dort in den Norden gefahren ist, um mit Hilfsgütern zu helfen. „Für mich ist es selbstverständlich“, sagt sie, als ich sie dafür lobe, „meine Familie und ich, wir haben so viel Glück gehabt und sind dankbar. Deshalb helfen wir jetzt anderen Menschen, die in Not sind.“
Auch wir sind dankbar, dass wir unseren Urlaub unbeschwert verbringen konnten. Deshalb stecken Jörg, Anna und ich die Köpfe zusammen und kommen schließlich auf die Idee, eine private Spendenaktion zu organisieren. Wir entwerfen am Computer einen Flyer und überlegen, wen wir ansprechen können. Den Menschen fehlt es an allem: Trinkwasser, Nahrung, Medikamente … Unter dem Motto: „Jeder Euro hilft und kommt direkt in dem Ort Tanjung an“ sammle ich schon am nächsten Tag bei meinen Kollegen. Manch einer hat schon ein regelmäßiges Spendenengagement laufen und bittet um Verständnis, doch viele unterstützen und loben unsere Aktion.
Besser Bungalows statt Steinhäuser
Erstaunt bin ich über unseren Freundes- und Verwandtenkreis. Die, die selbst nicht so viel haben, geben am meisten, es sind aber auch oft die Leute, die schon viel in der Welt unterwegs waren. Jeder ist natürlich frei in seiner Entscheidung, und wir freuen uns tatsächlich über jeden Euro. Besser gesagt, A’an und seine Familie freuen sich und sind überaus dankbar. Als ich ihm die jeweilige Zwischensumme nenne, schreibt er gerührt: „Die Spender haben ein großes Herz! Wir beten für euch und eure Gesundheit.“
Inzwischen haben die Bewohner seines Dorfes entschieden, lieber Bungalows aus Holz und Bambus statt Steinhäuser wie bisher zu bauen, zu groß ist die Angst, erneut alles zu verlieren. A’an war noch ein paar Mal bei den Trümmern seines Hauses. Er hat ganz tief nach der Geburtsurkunde gesucht und sie tatsächlich gefunden. Ich bin sehr erleichtert, als er mir das schreibt. Er hätte sich beim Suchen etwas verletzt, aber das sei es wert gewesen.
Hilfsbereite Menschen um uns herum
Spenden zu sammeln, ist eine ganz neue Erfahrung für uns, gerade wenn man es nicht gewohnt ist, um Hilfe zu bitten. Ich erzähle immer erst einmal von unserem Urlaub und unserem Freund, um zu erklären, warum wir uns persönlich betroffen fühlen. Als ich vor der Orchesterprobe aufstehe und den rund zwanzig anderen Musikern von unserem Engagement berichte, bin ich so aufgeregt, als würde ich eine Prüfung ablegen. Manchen fehlt das Verständnis, wie man überhaupt in solch eine Region reisen könne, doch die meisten sind mitfühlend und noch dazu sehr großzügig. Auch Jörgs Volleyballkollegen sind hilfsbereit. Und so sind wir insgesamt sehr glücklich über die Unterstützung um uns herum, die alles andere als egoistisch und kaltherzig ist. Wer jemand anderem etwas gibt, beschenkt auch sich selbst. Mit unserer ansehnlichen Summe können A’an und seine Familie Bungalows bauen und sind für den Alltag gut versorgt.
Dann gibt es allerdings Probleme beim Geldtransfer, nur weil ein Name zu viel auf dem Formular steht. Dazu mehr im nächsten Beitrag …
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