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Was für eine Odyssee, die Spenden nach Lombok zu schicken

Unsere private Spendenaktion ist ein großer Erfolg. Fast dreißig Personen haben sich daran beteiligt, und es ist so viel Geld zusammengekommen, dass A’an und seine Familie neue Bungalows bauen können und auch im Alltag ausreichend versorgt sind. Für den Geldtransfer wählen wir Western Union, die vor Ort auch Bargeld auszahlen.


Unser Freund hat zwar seine Geburtsurkunde wiedergefunden, doch er vermisst noch seine Identity Card, kurz ID Card (mit unserem Personalausweis vergleichbar). Deshalb schickt er mir als Sendungsempfänger der Spenden ein Foto der ID Card seines Onkels. Als ich mir die Daten genauer ansehe, stelle ich irritiert fest, dass er nur einen Namen hat (Asnawi). Also frage ich A’an, wie denn sein Vorname lautet. Meine Frage scheint er nicht ganz zu verstehen und antwortet schließlich: „Nawi, er heißt Nawi.“


Der Name des Geldempfängers muss korrekt sein


In einer benachbarten Postfiliale, die den Dienst von Western Union anbietet, nenne ich der Inhaberin als Empfänger Nawi Asnawi. Ich zahle das Geld und die Gebühr und bekomme schließlich einen Beleg, auf dem auch die Nummer steht, die A’ans Onkel zusammen mit seiner ID Card in Indonesien vorlegen muss. Mit dem guten Gefühl, etwas für die Menschen auf Lombok getan zu haben, schicke ich A’an besagte Nummer. Er bedankt sich und schickt betende Hände als Icon. Gleich morgen würden sie nach Mataram fahren. Die Fahrt dauert schon ohne Straßenschäden rund eine Stunde, ich hoffe für ihn und seinen Onkel, dass alles gut gehen wird.


Als ich am nächsten Morgen mein Handy einschalte, erreichen mich die ersten Nachrichten. „Mom, wir haben das Geld nicht bekommen, der Name muss mit der ID Card identisch sein, und mein Onkel heißt nur Asnawi.“ Das kann doch nicht wahr sein, denke ich. „Du musst bei Western Union einfach den Vornamen streichen lassen.“ Es tue mir sehr leid, dass sie umsonst so weit gefahren seien. „Das ist nicht so schlimm, wir haben in Mataram ein paar Batterien gekauft.“ Als ich schreibe, dass ich den Namen sofort ändern lassen werde, entschuldigt sich A’an für die Umstände, ich bräuchte mich nicht zu beeilen.


Es gleicht schon einer Odyssee


Trotzdem führt mein Weg noch vor der Arbeit zu dem kleinen Postamt. Das türkische Ehepaar kennt mich und die Probleme auf Lombok inzwischen auch. Sie streichen den Namen und schicken ein Fax über die Änderung an Western Union. Also fahren A’an und sein Onkel am nächsten Tag erneut nach Mataram. Doch wieder bekommen sie kein Geld, da die Änderung anscheinend noch nicht angekommen ist.


Erbost erscheine ich wieder im Postamt. Das Fax sei tatsächlich nicht angekommen, erfährt die Inhaberin nach ihrem Telefonat mit Western Union. Es gleicht schon einer Odyssee. Die armen Menschen leiden unter dem Erdbeben, und dann ist ein Name zu viel auf dem Formular, und sie bekommen das Geld nicht, das ich mittlerweile vor Tagen geschickt habe. Ich bewundere die Geduld und Gelassenheit von A’an und seiner Familie, die nun noch ein drittes Mal nach Mataram fahren müssen. Als ich am Morgen darauf um vier Uhr von dem Summen meines Handys wach werde, weil ich eine SMS von Western Union erhalten habe, bin ich total erleichtert. Dort steht „No first name Asnawi hat ihren Western Union Geldtransfer abgeholt. Danke schön!“ Lächelnd lege ich mein Handy beiseite und schlafe beruhigt wieder ein.


Im nächsten Beitrag beschäftigen wir uns mit der Namensgebung in Indonesien, die augenscheinlich eine komplett andere als bei uns ist …

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