Von Jörg
Den 5. August 2018 werde ich so schnell nicht vergessen, als A’an uns anrief und voller Panik berichtete, dass sein Haus gerade komplett zerstört wurde. Der Norden war letztes Jahr besonders betroffen, und das Erdbeben hatte nicht nur sein Haus, sondern das ganze Dorf in Schutt und Asche gelegt. Lomboks Norden glich einer Trümmerwüste. Einige Eindrücke bekamen wir durch die Videos, die uns Michael vom Shibui Garden Bungalow geschickt hatte. In zwei von seinen selbst gebauten Bungalows aus Bambus und Holz hatten wir letztes Jahr übernachtet. In dem Beitrag „… Wie wir im Garten Eden ankamen“ haben wir darüber berichtet. Während die Steinhäuser in A’ans Dorf zusammengefallen waren, hatten die Bungalows dem Erdbeben Stand gehalten. Deshalb haben auch A’an und seine Familie beim Wiederaufbau auf diese flexibleren Materialien gesetzt. Inzwischen besteht sein Dorf aus mehr und mehr Bungalows.
Wir hoffen, dass es Michaels Unterkunft noch gibt
Jetzt ein Jahr später wollte ich unbedingt sehen, wie es in der Gegend aussieht, und wie es Michael und seiner Familie inzwischen geht. Er hat uns letztes Jahr wie ein Freund behandelt, ich mochte ihn einfach gern in seiner unkomplizierten pragmatischen Art. Komischerweise ist seine Telefonnummer nicht mehr aktiv. Wir befürchten, dass es seine Unterkunft nicht mehr gibt. Trotzdem lassen wir uns von einem Taxi dorthin bringen, was ca. eine Stunde Fahrt bedeutet. Je weiter wir Richtung Norden fahren, desto mehr Trümmer und Geröllhaufen sehen wir, die immer noch auf den Grundstücken liegen. Zwar habe ich auch irgendwie damit gerechnet, aber es mit eigenen Augen zu sehen, empfinde ich als sehr bedrückend. Erst vor kurzem hat die Regierung endlich die versprochenen Gelder frei gemacht, sodass auf den Grundstücken viel Baumaterial (Steine, Holz, Zement, Erde etc.) aufgehäuft liegt.
Die Überraschung ist gelungen
Als wir vor dem Shibui Garden Bungalows zum Halten kommen, steige ich erst einmal allein aus und schaue, ob das Tor offen ist. Und tatsächlich treffe ich gleich dahinter Michael an, der gerade dabei ist, sein Boot zu streichen. Er reagiert überrascht und sehr erfreut. Kurz darauf gehe ich zurück zum Auto und halte den Daumen hoch. Stephie und Anna steigen sofort aus, den Taxifahrer bitte ich, in anderthalb Stunden wiederzukommen. Inzwischen hat Michael seine Hände gewaschen und begrüßt uns herzlich.
Beeindruckt von seinem Kampfgeist
Ob wir Hunger hätten? Allerdings, eigentlich freuen wir uns schon seit Tagen auf Michaels leckere Burger mit seiner „secret sauce“. Er begibt sich sogleich in seine offene Küche, aus der nach einer Weile leckerer Duft zu uns herüber weht. Anna spielt in der Zwischenzeit mit Michaels kleinem Sohn. Und dann serviert uns Michael seine großartigen Burger mit frischen Pommes. Fast fühlt es sich wie im letzten Urlaub an, wenn da nicht diese furchtbaren Erlebnisse wären. Nach dem Essen zeigt er uns noch einige Fotos. Nach dem Erdbeben gab es nur Trinkwasser aus einem Brunnen am Strand. Damit er nicht immer den weiten Weg fahren musste, hat er selbst einen auf seinem Grundstück gebaut. Ich bewundere ihn für seinen Kampfgeist und Pragmatismus. Seine Eltern hätten ihm immer wieder angeboten, z. B. nach Griechenland, wo er Verwandte hat, oder zurück nach Amerika zu gehen. Das sei ja eine beängstigende Gegend in Indonesien. Michael lacht, als er uns davon erzählt: „Wir schweben hier ja nicht ständig in Lebensgefahr. Das hier ist meine Heimat und natürlich die meiner Frau und meiner Kinder, da bleibe ich natürlich hier.“
Im nächsten Beitrag geht es ausschließlich um Kulinarisches. Das indonesische Essen ist sehr schmackhaft und gesund, doch manchmal sehnt man sich einfach nach einer Brezel …
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