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Mit Mut fangen die schönsten Geschichten an

Aktualisiert: 22. Mai 2020



Der Weg, den du im Leben gehst, ist etwas ganz Besonderes. Keiner hat das Recht, ihn zu beurteilen oder gar zu verurteilen, denn es ist dein Weg des Herzens. Du musst anderen Leuten auch nicht dabei helfen, dass sie deinen Weg verstehen. Manchmal begleitet dich ein anderer Mensch, manchmal auch nicht. Doch wenn du deinem Herzen folgst, ist es immer der richtige Weg.


In Indonesien tickt die Gesellschaft allerdings anders, denn das Individuum zählt nicht so viel wie bei uns im Westen. Möchte man dort seinen eigenen Weg des Herzens gehen, braucht man Mut und einen starken Willen. Besonders die älteren Leute in den indonesischen Dörfern zum Beispiel auf Lombok haben große Angst davor, dass die jungen Leute ins Ausland gehen – selbst wenn es nur, wie bei A'an, für ein paar Monate ist. In einer Gesellschaft, in der es statt Sozialsystem vom Staat nur das Prinzip „einer hilft dem anderen“ gibt, auch allzu verständlich. Noch dazu sind die Ängste der älteren Menschen sehr diffus, da sie selbst ja nie im Ausland waren.


Den Verpflichtungen muss man nachkommen


Manchmal würden sie vor lauter Kummer sogar sterben, erzählt mir A’an, als wir auf Bali sind. Auch bei den Zeremonien wird es erwartet, dass man bei den Vorbereitungen hilft und mitfeiert. Sei es für ein kleines Kind nach der Beschneidung oder für einen Freund, der heiraten möchte. Diese Einladungen kommen für unsere Verhältnisse sehr spontan, sodass A’an mir kurz vor dem Rückflug nach Lombok erzählt, er müsse in zwei Tagen in sein Dorf, um bei Hochzeitsvorbereitungen mitzuhelfen. Die sehen allerdings anders als bei uns aus, wo man vielleicht den DJ oder die Dekoration organisiert. Um eine Hochzeit in einem indonesischen Dorf mit vorzubereiten, werden Früchte gesammelt, geschnitten und zu einer Masse verarbeitet, aus der später die essbare Speise gekocht wird. Das ganze Dorf feiert, jeder ist eingeladen, entsprechend groß müssen auch die Mengen sein. Natürlich sind das nicht nur Pflichten, sondern auch Gelegenheiten die Freunde wiederzutreffen, die man schon seit Kindheitstagen kennt.


Seine Verabschiedungstour führt von Dorf zu Dorf


Nach der Hochzeit im Dorf fährt A’an zum Geburtstag seiner Urgroßmutter in ein anderes Dorf im Norden von Lombok. Ja, sie wäre schon sehr alt und er müsse sich auch ihren Segen für die weite Reise nach Deutschland holen. Da sie ihren Urenkel mag, sind das schon mal gute Voraussetzungen. Auch die nächsten Tage müssen wir weiterhin auf A’an verzichten, denn seine "Verabschiedungstour" geht weiter zu Tante und Onkel in ein anderes Dorf. Es erfordert großen Mut, sich gegen die Erwartungen der älteren Verwandten zu stellen – und Überzeugungsarbeit! Natürlich hat der Onkel ihn gern in der Nähe, schließlich kann er gut anpacken oder ihn nach Bedarf von A nach B fahren.


Ein gutes Gefühl begleitet uns


Selbst wenn man volljährig ist, gehört es zu A’ans Kultur, sich das Einverständnis für die Reise von der Verwandtschaft zu holen, besonders für das erste Mal, denn schließlich ist er noch nie so weit weg gewesen. Seine Eltern und eine andere Tante sind schon länger einverstanden, also stimmt schließlich auch der Onkel zu. Und wenn alle einverstanden sind, muss A'an noch alles dafür tun, dass er das Besucher-Visum für Deutschland bekommt. Mindestens ein duzend Anträge muss er dafür einreichen und ein Interview bestehen. Doch wie immer gilt in Indonesien das Motto "step by step".


Als A’an nach seiner Verabschiedungstour mit uns ein paar Tage auf der kleinen Insel Gili Air verbringt, denke ich bei mir: „Mit Mut fangen die schönsten Geschichten an, denn vor drei Jahren haben wir uns auf Gili Air kennengelernt und gespürt, dass es mit uns etwas ganz Besonderes ist, eben der Weg des Herzens.“

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