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Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist

Von Stephie



Seit einem Jahr bestimmt die Corona-Pandemie unser Leben. Mal größere mal kleinere Einschränkungen sind an der Tagesordnung. Manchmal hat man schon fast vergessen, wie es vorher war. Aber ja, jetzt erinnere ich mich wieder: Wir waren mehr im Stress und hatten viele Termine, oft war es aber auch positiver Stress. Ich konnte ins Yogastudio oder zur Massage, mein Mann zum Volleyballtraining und unsere Tochter zum Geräteturnen. Als unsere Kantine noch auf hatte, hat mich meine Kollegin Julianta (sie kommt ursprünglich aus Jakarta) jeden Morgen mit "selamat pagi" begrüßt, das vermisse ich sehr. Der Alltag war unbeschwerter, aber auch irgendwie nicht, denn etwas fehlte uns trotzdem immer zum vollkommenen Glück. Für einen kurzen Rausch konnten wir allerdings den Frust auch wegshoppen oder im Kaffee wegfuttern. Wir konnten uns beim Friseur schön machen lassen und dort unsere Sorgen abladen. Und wir konnten vor allem verreisen. Die Freiheit zum Reisen, wohin wir wollen, diese Freiheit vermissen wir am meisten.


Endlich zurück nach Lombok, endlich wieder leben


Nach einem Jahr wollten wir nun endlich zurück nach Lombok, und dann wurden Anfang des neuen Jahres die Grenzen geschlossen, danach die Regelung um zwei Wochen verlängert und nochmal verlängert, bis zum 8. Februar. An dem Tag kamen erstmal keine neuen Nachrichten, doch wie immer viele Gerüchte. Ich tauschte mich stündlich mit unserer Freundin aus, die auch unbedingt nach Lombok zurück möchte und normalerweise mehrmals pro Jahr fliegt. Wir hatten die Hoffnung schon aufgegeben, als es am späten Abend plötzlich hieß, die Grenzen sind wieder offen. Auf der Instagram-Seite der Imigrasi türmten sich die Likes und Kommentare. Viele Indonesier bedankten sich. Aber warum Indonesier? Auch das fanden wir heraus, es ging um die verheirateten gemischten Paare, die sich jetzt wieder besuchen durften. Einige Ausländer fragten auf Englisch nach dem Business Visum, mit dem man quasi wieder verreisen kann. Nach einigen Stunden die Antwort der Imigrasi: „bisa ya“ (kann man, es geht). Wow, was für ein Nervenkrieg an diesem Tag. Doch wie sind die Bedingungen, fragten wir uns. Abwarten und erstmal schlafen gehen.


Wenn das Herz schwer wird …


Am nächsten Tag wachte ich mit einer gedämpften Stimmung auf. Die Visa Agentur hatte erst relativ spät ihre erste Story bei Instagram mit den News gepostet, dass die Grenze offen ist und man wieder Visa beantragen kann. Später kam dann noch eine Liste mit den Quarantäne-Hotels dazu. Wir waren einerseits total aufgeregt, endlich wieder fliegen zu können und dieses langweilige Leben verlassen zu können. Andererseits überschlugen wir im Kopf die ganzen Kosten, die für nur zwei Wochen auf Lombok immer überwältigender wurden, denn schließlich muss man für fünf Tage in Quarantäne und steckt erstmal in Jakarta fest. Was könnte man alles Gutes tun für das Geld, dachte ich ebenfalls. Zum Beispiel muss A’ans Bungalow dringend repariert werden. Als ich A’an ein Dokument zu den Regeln auf Indonesisch zum Übersetzen schickte, wurde auch seine Euphorie gedämpft. Nein, er möchte, dass wir lieber zu normalen Bedingungen kommen, auch wenn das Herz eine andere Sprache spricht.


Zwei Wochen später …


Heute auf den Tag wären wir über Dubai nach Jakarta geflogen. Doch glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist. Die Grenzen sind zwar offen, doch neben den ganzen Bedingungen war außerdem die Zeit viel zu knapp, um noch ein Visum zu bekommen. Also haben wir die Flüge auf Ende Juni umgebucht. Dann sind auch die Temperaturunterschiede nicht so groß. Ruhigen Gewissens konnten wir hier den Winter genießen, denn schließlich kommt es nicht oft vor, dass man in Hamburg Schlittschuhlaufen und rodeln kann. Zwischen all den Regeln und Restriktionen gibt es sie tatsächlich noch: die Momente, in denen man wieder auflebt und die Gewissheit bekommt, dass da was Besseres auf uns wartet.


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