Wenn man Dinge tut, die nicht alltäglich sind, und damit einen "unsicheren Raum" betritt, ist man am Anfang oft allein. Man selbst hört auf sein Herz, doch gleichzeitig stellt der Verstand unangenehme Fragen. Ist das wirklich eine gute Idee? Was machst du, wenn dies oder das passiert? Es sind nicht nur die Fragen des eigenen Verstandes, sondern auch die des eigenen Umfelds.
Mittlerweile sind wir dazu übergegangen, über Ideen nur mit den besten Freunden zu sprechen und allen anderen erst davon zu erzählen, wenn aus den Ideen schon Pläne geworden sind. Dass Anna auf Lombok einen Monat zur Schule gehen wird, und wir danach zu viert mit A’an nach Hamburg zurückfliegen wollen, war lange Zeit unser Geheimprojekt. Doch als wir anfingen, in unserem Blog darüber zu berichten, spürten wir, dass mehr Leute hinter uns stehen, als wir anfangs dachten. Denn auch, wenn man seiner Sache vom Herzen her noch so sicher ist, tut es der Seele gut, sich nicht allein zu fühlen. Sehr gefreut haben wir uns auch über die Möglichkeit, beim größten Blog für Indonesien-Fans „indojunkie“ einen Gastbeitrag zu platzieren. Dort stieß unser Vorhaben auf große Euphorie.
Aus Ideen werden Pläne
Als ich mit Anna im Lernentwicklungsgespräch (erstes Halbjahr 5. Klasse) vor ihrer Klassenlehrerin sitze, geht es nicht nur um ihre Leistungen, Stärken und Schwächen, sondern auch um unser Schulprojekt auf Lombok. Und es geht darum, dass wir uns überhaupt mal kennenlernen. Ich bitte um zehn Minuten für eine private Sache, wie ich ihr zu Beginn ankündige, und sie reagiert ganz gespannt.
Wir haben uns sehr viel Mühe gegeben, einen umfangreichen Brief mit Antrag auf Schulbefreiung für knapp zwei Wochen zu schreiben. Natürlich habe ich die offizielle Einladung der Schule auf Lombok dabei, Flyer der Schule sowie eine Fotozusammenstellung von unserer Besichtigung vor Ort. Die Klassenlehrerin reagiert überrascht, aber dann auch begeistert. Schon nach dem Lernentwicklungsgespräch sagt sie uns ihre Unterstützung und die der zweiten Klassenlehrerin zu. Sie will noch am gleichen Tag mit dem Schulleiter sprechen.
Kulturbotschafterin zwischen beiden Welten
Außerdem hat sie die Idee, dass man Brieffreundschaften zwischen ihrer und der Klasse auf Lombok ins Leben rufen könnte. Das lässt sich bestimmt verwirklichen, und Anna wird als Kulturbotschafterin zwischen beiden Welten vermitteln können.
Schon am nächsten Morgen erreicht mich die E-Mail des Schulleiters. Ganz aufgeregt lese ich die Zeilen: „Sie haben mir Ihr Anliegen überzeugend dargelegt. Gern befreie ich Anna für den fraglichen Zeitraum und wünsche auch einen guten Schub voran in der Sprache Englisch.“ Als Anna von der Schule nach Hause kommt, fällt sie mir gleich in die Arme und ruft: „Es ist etwas Tolles passiert.“ Sie hat nicht nur von ihrer Klassenlehrerin erfahren, dass der Schulleiter zugestimmt hat, sondern durfte der Klasse auch schon von ihrem geplanten Schulbesuch erzählen. Die meisten hätten sehr interessiert reagiert. „Ist es nicht schön, dass es jetzt endlich offiziell ist und wir darüber sprechen können?“ „Ja, das ist es!“, bestätigt Anna mit einem strahlenden Gesicht. Was für ein großartiges Gefühl, wenn andere unsere Träume unterstützen!
Weiter geht es im nächsten Beitrag mit dem schlimmsten Tag unserer bisherigen Freundschaft mit A’an – wir hatten das Gefühl, als wenn eine Welt im wahrsten Sinne des Wortes zusammenbricht …
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