Als wir noch in Hamburg waren, haben wir die Tage bis zu unserem Wiedersehen gezählt. Die Woche in Ost-Bali war traumhaft schön, doch die Sehnsucht wurde immer größer, wir haben A‘an Fotos geschickt und von unseren Erlebnissen erzählt, ganz ohne Zeitverschiebung. Ich will nicht verschweigen, dass wir auch Zweifel im Vorfeld hatten: Ein Urlaub zu viert, wird das gutgehen? Werden wir uns auch im realen Leben verstehen? Und vor allem, wollen wir ihn später wirklich als Au Pair in unsere Familie holen?
Heute reisen wir schließlich nach Lombok. Früh morgens holt uns ein Fahrer der Bootsgesellschaft "Mahi-Mahi Dewata" von unserem Hotel „Sawah Indah Villa“ in Sidemen ab, um uns zum Hafen von Padang Bai zu bringen. Kaum zu glauben, dass es die ganze Nacht in Strömen geregnet hat, denn hier am Hafen strahlt die Sonne vom Himmel.
Unser Freund scheint nicht da zu sein
Auf der Überfahrt zieht Anna ihr „Freundschafts-T-Shirt“ an, denn auch A’an wird es tragen, wenn er uns am Hafen von Senggigi abholt. Wir alle sind sehr aufgeregt, während das Schnellboot in nur anderthalb Stunden über die Wellen braust. Wir sitzen ganz vorn zusammen mit dem Personal. Ein junger Mann hört laut Musik, fast wie bei einer Party, die wir feiern.
Am Hafen auf Lombok angekommen klopft mein Herz bis zum Hals. Ich suche den Anleger mit den Augen ab, doch ich sehe nur andere Leute, aber keinen A’an mit dem hellblauen T-Shirt. Hoffentlich ist er wirklich gekommen, blitzt ein Gedanke in mir auf. Anna und ich suchen eine Toilette auf, während Jörg bei den Koffern wartet. Auch Anna ist enttäuscht, doch wir wollen nicht voreilig urteilen. Als wir das Toilettenhaus verlassen, steht A’an auf einmal vor uns – wie verabredet im Freundschafts-T-Shirt. Anna läuft auf ihn zu und springt ihm in die Arme. Magische Momente. Nachdem auch ich ihn begrüßt habe, erzählt er uns, dass er zusammen mit unserem Fahrer schon seit einer halben Stunde am Hafen gewartet hat.
Anna fährt zum ersten Mal Motorrad
Dann folgt die nächste Überraschung. A’an ist mit dem Motorrad seines Onkels gekommen, möchte aber von jetzt an mit Anna zusammen bleiben. Er fragt uns, ob sie mit ihm fahren darf. Ich bin gefühlsmäßig so überwältigt, dass ich gleich ja sage und auch Jörg hat nichts dagegen. Der Fahrer ist der Vater eines Freundes, er reicht uns seine kräftige Hand und lädt das Gepäck in seinen Kombi. Als wir die Serpentinen entlang der Küste fahren, schaue ich nun doch etwas besorgt nach Anna, die wie eine 16-Jährige bei A’an auf dem Motorrad sitzt. Sie ist aber erst zehneinhalb. Dann wische ich meine negativen Gedanken beiseite und bin auch irgendwie stolz auf sie.
Nie hätte ich gedacht, dass die beiden so vertraut miteinander umgehen, auch im realen Leben, wo sie doch letztes Jahr nur miteinander Dart gespielt hatten. Doch all die Chats und Video-Anrufe haben gegenseitiges Vertrauen aufgebaut. Ich nehme Jörgs Hand und streichle sie, glücklich über all die überraschenden Momente. Endlich sind wir angekommen, angekommen auf A’ans Insel, wo eine spannende Woche auf uns wartet …
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