Von A‘an
Wenn man eine fremde Sprache lernt so wie Deutsch, will man so schnell wie möglich sprechen können. Lesen und schreiben sind erstmal nicht so wichtig, aber wenn Nachbarn mich ansprechen, möchte ich schnell antworten können. Normalerweise bin ich sehr offen und gehe auf Menschen zu, aber in Hamburg fällt es mir erst schwer, denn ich denke ständig, ich spreche etwas falsch aus, verwende die falschen Worte. „Mein Deutsch ist schrecklich“, sage ich immer zu den Leuten, die meinen aber: „Du sprichst doch gut.“ Alle finden, man kann auch Fehler machen, und man versteht mich sehr gut. Es gibt so viele Situationen, wo ich Deutsch sprechen muss. Dazu kommt, dass ältere Leute in Hamburg Plattdeutsch sprechen, und Kinder wiederum andere Ausdrücke benutzen.
Mit Brötchensorten kenne ich mich nicht aus
Und das mit dem Verstehen ist so eine Sache. Verstehen tue ich sehr viel, und wenn das mit dem Sprechen auch so wäre, könnte ich zufrieden sein. Meine Familie schickt mich zum Bäcker und ich lerne den Satz: „Ich möchte gern acht gemischte Brötchen“, was auch immer das heißt, ich kenne mich mit Brötchen nicht aus. In der Bäckerei, fragt mich die Frau: „welche denn?“ Schon wieder weiß ich nicht, was ich sagen soll. „Dann zeigt sie auf welche und fragt: „diese hier?“ Ich nicke. Doch zu Hause angekommen habe ich wohl doch nicht das richtige gekauft, denn Jörg meint: „Die sind ja alle gleich, wir wollten doch gemischte. Aber egal, die sehen auch gut aus.“ Als Gebäck mag ich am liebsten Franzbrötchen (Zimtschnecken). Die gibt es nur in Hamburg, und die kaufe ich mir auch mal allein, wenn ich Appetit darauf habe.
Je mehr ich draußen übe desto besser
Ein anderes Mal soll ich in der Drogerie einkaufen und fragen, wo die Sachen sind, wenn ich sie nicht finde. Das klappt ganz gut, jedenfalls sind alle Dinge die richtigen, die ich mitbringe. In der Drogerie fragt mich eine Frau, die dunklere Haut hat als ich, wo ich denn herkomme. Ich sage, aus Indonesien. Das findet sie toll und kann sich gar nicht vorstellen, wie weit weg das ist, denn sie ist in Hamburg aufgewachsen. Sie spricht auch toll Deutsch.
Zwischendurch muss ich zum Zahnarzt. Dort soll ich erklären, wo es weh tut und den Anweisungen folgen. Die Leute sind aber sehr freundlich mit mir und sprechen extra langsam. Das hilft mir sehr, alles gut zu verstehen.
Wichtige Sätze auf Deutsch muss ich auswendig lernen
Mit meiner Mom Stephie lerne ich regelmäßig. Wir üben Dialoge, Erzählungen und immer wieder Grammatik, aber ich brauche einfach passende Sätze, die ich dann auswendig lerne. Zumindest für den Anfang.
Am besten ist schließlich ein Buch, wo es nur um Situationen im Alltag geht. Es ist in fünf Wochen aufgeteilt. Genauso lange wie ich noch in Hamburg bin. Alles, was ich wichtig finde, bespreche ich mit meiner Mom und übersetze alles ins Indonesische, so kann ich später die Sätze auch für mich allein wiederholen und üben. Das erste Mal in Deutschland ist zwar aufregend, aber auch nicht so einfach. Beim zweiten Mal weiß ich bestimmt schon mehr …
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Die Geschichten von Aan sind für mich immer wieder sehr spannend. Ich kenne soviele Situationen die Ihr beschreibt. Mein Mann lebt jetzt schon 10 Monate in Hamburg. Er kommt auch von Lombok und ich erlebe oft die selben Geschichten und höre oft die selben Gedanken und Erlebnisse von Ihm Liebe Grüße