Von A’an
Ich bin schon wieder ganz schön aufgeregt, als ich mit Stephie, meiner Mom, am Flughafen auf Lombok ankomme. Das letzte Mal bin ich vor vier Monaten geflogen, damals allein nach Surabaya zur Deutschprüfung (das war der allererste Flug in meinem ganzen Leben). Jetzt muss ich wenigstens nicht allein fliegen. Unser Koffer ist zu schwer als Handgepäck, also müssen wir ihn aufgeben. Im Flugzeug überlässt Mom mir den Platz am Fenster. Später zeigt sie mir den Bildschirm, wo man sogar Filme gucken kann. Den Kopfhörer kann man aber leider nicht behalten, wie ich erst dachte. Als wir über Lombok fliegen, sehe ich die ganzen Felder und Berge und bin auch ein bisschen stolz auf meine Insel. Die Zeit vergeht richtig schnell, denn es gibt sogar Essen während des Fluges. Von der Landung mache ich ein Video, weil ich das echt spannend finde.
Mitten im Feierabendverkehr
Den Koffer bekommen wir schnell zurück am Flughafen von Jakarta, dann fahren wir im Taxi Richtung Zentrum. Wahnsinn, was da alles auf den Straßen los ist, so was habe ich noch nie erlebt, so viele Spuren, so viele Autos. Der Taxifahrer weiß nicht genau, wo unser Hotel liegt, also zeige ich es ihm auf meinem Handy. Es ist Feierabendverkehr, doch irgendwie drängeln wir uns an allen vorbei. Die Wolkenkratzer kommen immer näher, und ich versuche aus dem Fenster bis nach oben zu schauen. Mom sagt, sie hätte das Gefühl, in New York oder Moskau zu sein. Ich habe überhaupt keine Vergleiche. Hoffentlich wohnen wir nicht allzu weit oben, denke ich. Schließlich steckt mir noch immer dieses schlimme Erdbeben auf Lombok in den Knochen. Mom hat auch noch etwas von Top-Roof-Bar gesagt, wo sie morgen mit mir hinwill. Ich verdränge den Gedanken erst einmal.
Ohne Karte kommt man nicht weiter
Das Hotel Liberty Thamrin liegt in einer ruhigen Seitenstraße, Gott sei Dank. Ich trage unseren Koffer ins Foyer, Mom kümmert sich um die Anmeldung. Der junge Mann am Empfang ist sehr nett, denn er lächelt auch mich an, obwohl ich Einheimischer bin. Leider zählt man als Einheimischer nicht sehr viel, wenn die merken, dass man nicht so viel Geld hat. „Danu“ lese ich auf seinem Namensschild, das gefällt mir. Ich glaube mit Danu werde ich mich auch so mal unterhalten. Wir bekommen die Karte für das Zimmer. Das kenne ich noch vom Hotel in Surabaya, wo ich nicht wusste, was man mit solch einer Karte macht. Als Mom und ich im Fahrstuhl stehen und auf die sechs drücken, bleibt der Fahrstuhl trotzdem stehen. Ich gehe wieder raus, um Danu zu fragen. Man muss die Karte vorhalten, damit er fährt, sagt Danu. Als das tatsächlich funktioniert, müssen Mom und ich total lachen.
Shopping bringt Spaß
Das Zimmer ist sehr geräumig, das gefällt mir super gut. Doch als ich aus dem Fenster schaue, wird mir doch ein bisschen komisch zumute. Hoffentlich passiert nichts, denke ich im Stillen. Nachdem wir uns frisch gemacht haben, wollen wir nochmal los und Essen gehen. Auf den Straßen von Jakarta ist es wahnsinnig laut. Mom und ich können uns noch nicht einmal unterhalten. Alle Gebäude sind jetzt toll erleuchtet. Ich trage ihre gemütliche Jogginghose und Flip Flops. Aber als wir eine große Shoppingmall betreten, habe ich das Gefühl, nicht richtig gekleidet zu sein. Unsere Taschen werden kontrolliert, und dann gehen wir einfach mit dem Strom der Leute weiter. Mit dem Fahrstuhl geht es in die dritte Etage, wo wir direkt in einem großen Büchergeschäft landen. Da wir nicht wissen, welche Geschäfte wo sind, laufen wir einfach geradeaus weiter. Es gibt sogar einen Laden nur mit Sachen von Adidas.
Gut gekleidet für den nächsten Tag
Mom möchte mit mir gerne mal zu H&M, weil sie dort auch immer in Hamburg für Anna einkauft, wo es das Geschäft auch gibt. Sie sagt, das sei alles nicht teuer, und ich solle doch auch mal schauen. Ein Verkäufer holt mir eine beigefarbene Hose zum Anprobieren und ein hellblaues Hemd. Als Mom zu mir in die Kabine kommt, zeig ich ihr, wie gut beides sitzt. Doch kurz darauf wird sie aufgefordert herauszukommen. Für einen Moment hatte ich ganz vergessen, dass das bei uns nicht üblich ist, als Frau in der Männerkabine und umgekehrt. Jedenfalls müssen wir beide schon wieder lachen. Mit den Einkäufen gehen wir noch in ein Restaurant und dann zurück zum Hotel. Mom freut sich schon auf morgen Abend, wo wir im 56. Stock essen gehen werden, Wahnsinn, was wir hier alles erleben!
Die nächsten Tage in Jakarta sind sehr aufregend, im zweiten Teil erzählt A'an, wie es ihm im 56. Stock über den Dächern der Metropole ergangen ist …
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